Maartens perfekte Welt (German Edition) by Rinus Spruit

Maartens perfekte Welt (German Edition) by Rinus Spruit

Autor:Rinus Spruit [Spruit, Rinus]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2014-12-10T05:00:00+00:00


13

Auf dem Parkplatz eines Hotels in Den Briel wartet er auf eine Frau, die er noch nicht persönlich kennengelernt hat. Er hat eine Kontaktanzeige aufgegeben, er will wieder eine Freundin, er will nicht länger allein bleiben.

Ich bin ziemlich groß, hatte sie in ihrem Brief geschrieben, 175 cm, und ich habe halblange dunkelblonde Haare, mit einem leichten Rotstich. Braune Augen, keine Brille, schlank. Ich bin vierunddreißig Jahre alt, ein paar Jahre älter als du, aber ich glaube nicht, dass du wegen meines Alters meinen Brief zur Seite legst. Das wäre, denke ich, ziemlich kurzsichtig, denn vielleicht passen wir gut zusammen.

Maarten hatte ein Treffen vorgeschlagen.

Sie schrieb zurück: Bei gutem Wetter komme ich mit dem Fahrrad, bei schlechtem mit dem Auto. Ich habe eine hellbraune Jacke an und eine dunkelrote Hose. Du kannst mit mir rechnen, ich bekomme nicht plötzlich kalte Füße.

Pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt kommt sie angeradelt. Sie gehen nicht in das Hotel hinein, sondern bleiben draußen stehen und unterhalten sich. Nach einer halben Stunde bricht Maarten auf. »Es tut mir leid, es geht nicht, es liegt nicht an dir«, sagt er.

An diesem Abend schreibt er in sein Tagebuch:

28. September

Eine Verabredung gehabt. Während wir uns unterhielten, konnte ich ihr kaum zuhören. Aagjes Gesicht stand zwischen uns. Es war, als ob jemand ein Negativ mit einem Porträt von Aagje zwischen uns geschoben hätte. Ich sah Aagje, ihre hohe Stirn, ihre Augen, ihre Brille, ihre blonden Haare. Ihr Gesicht ließ mich nicht los. Wie ist so etwas bloß möglich?

Ein Jahr nach dem Treffen auf dem Parkplatz und zwei Jahre nach dem Bruch mit Aagje wohnt Maarten in einem Reihenhaus in Kwadendamme, zehn Kilometer von seinem Vater entfernt. Er läuft in seiner sonnendurchfluteten Wohnung hin und her. Fühlt sich den Blicken aller preisgegeben, nur abends, wenn die Vorhänge geschlossen sind, kommt er zur Ruhe. Ich werde wieder eine Anzeige aufgeben, denkt er. Ich will eine Frau.

Es ist Königinnentag und prachtvolles Wetter. Sie sitzen auf einer sonnigen Caféterrasse, unmittelbar vor ihnen fahren Radrennfahrer vorüber, es findet gerade ein Wettkampf statt. Sie heißt Judith. Ihre Gegenwart tut ihm gut. Seine innere Unruhe macht einer Art Zufriedenheit Platz. Er genießt die Atmosphäre auf dem Marktplatz, das Radrennen, er fühlt sich sehr wohl in der Sonne. Darüber vergisst er, Judith anzuschauen. Er »ist« einfach nur, genießt die Ruhe, die er spürt, nun, da er nicht allein ist und sie neben ihm sitzt. Judith erzählt und fragt. Sie ist dreiunddreißig und hat das Gesicht eines kleinen Mädchens. Maarten findet sie nett. Aber er ist nicht ganz da. Nach dem Radrennen bummeln sie noch ein bisschen durch die Stadt. Er ist sich nicht sicher. Und Judith auch noch nicht. »Denken wir darüber nach«, sagt sie, bevor sie in den Zug steigt. Eine Woche später kommt ein Brief von ihr.

Lieber Maarten,

nach unserem Treffen am Königinnentag habe ich am Wochenende darauf noch einen anderen Mann getroffen, mit dem es mehr oder weniger gleich gefunkt hat. Jetzt sitze ich da und überlege, wie es weitergehen soll, ich will eine Wahl treffen. Ich habe mich mit dir wohlgefühlt, ich finde dich sympathisch, du bist sensibel, hast ein Auge für Details.



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